Die Lage der heutigen Hundezucht scheint bei kritischer Betrachtung immer hoffnungsloser und zum Scheitern verurteilt.
Obwohl immer mehr Zuchtverbände und engagierte Züchter versuchen dem entgegen zu wirken, häufen sich Genetische Defekte und/oder Dispositionen und kommen rassespezifisch teils geballt zum Tragen.
Hinzu kommen die häufig recht kleinen Rassepopulationen mit teils sehr hohem Inzuchtniveau, bedingt durch die in den letzten Jahren bevorzugte Linienzucht, dem Einsatz so genannter „Popular Sire” ( übermäßiger Einsatz einzelner Zuchtrüden), aber auch durch die Stigmatisierung bestimmter Rassen oder deren Merkmalen durch den Gesetzgeber.
Neben all dem sollten von Züchtern aber auch die primären Zuchtziele der Rassehundezucht nicht außer acht gelassen werden. Dies alles zu schultern gleicht einer kaum zu bewältigenden Aufgabe.
Da helfen auch die unzähligen veterinärmedizinischen Entwicklungen Diagnostischer Verfahren zunächst nicht allzu sehr weiter.
Die Hunde der heutigen Rassehundezucht und mit Ihnen ihre Besitzer bzw. Züchter müssen mittlerweile eine Vielzahl an Anforderungen, sei es Formwerte durch Ausstellungen, verschiedenste Sreenings , Röntgenuntersuchungen etc. erfüllen, um zur Zucht zugelassen zu werden.
Dies scheint zunächst ein Schritt in die richtige Richtung, um verschiedensten Defekten auf die Spur zu kommen und betroffene Tiere von der weiteren Zucht auszuschließen.
Bei unseren Continental Bulldogs müssen wir allerdings von einer sehr geringen Population ausgehen, bei der Fehler in der Zucht oder Unbedachtheit leider sehr starke Auswirkungen auf die gesamte “Rasse ” haben können.
Nur mal zum Vergleich- Eine Population unserer Größenordnung wäre in der normalen Tierwelt eine vom Aussterben bedrohte Rasse.
Deshalb ist es unserer Meinung nach wichtig, all die Untersuchungen zur Feststellung eventueller Erbdefekte oder anderer Dispositionen durchzuführen, es ist aber genauso wichtig den Hund als Ganzes zu betrachten und nicht nur Wert auf einzelne Merkmale zu legen.
Da es den perfekten Hund in der züchterischen Praxis nicht gibt , sollte man sich unter Berücksichtigung aktueller Zuchtstrategien die Frage stellen, welche Fehler des Hundes so schwerwiegend sind, dass dieser von der Zucht ausgeschlossen und somit den Verlust seines genetischen Potentials rechtfertigen, wobei die Anpassung an die heutigen Umweltbedingungen im Hinblick auf den Lebensraum des Hundes mit bedacht werden müssen.
Was bedeutet das für die züchterische Praxis?!
Dies bedeutet das Gesundheit und Resilienz unserer Hunde eine der größten Aufgaben züchterischen wirkens sein sollten.
Dabei spielt insbesondere die genetische Varianz eine tragende Rolle, um unsere Hunde auch in der Zukunft überlebens- und anpassungsfähig an unsere so veränderte Gesellschaft zu machen.
Der Hund ist und war schon immer Begleiter des Menschen und wir sollten uns ernsthaft mit unserer einmaligen Beziehung zueinander beschäftigen, denn das ist sie wert und das bleiben wir unserem Sozialpartner Hund schuldig.
Die Motivation des Züchters
Im Gegensatz zum Nutztierzüchter, für den die Zucht im Allgemeinen einen wesentlichen Teil seiner Existenzgrundlage darstellt, wird Hundezucht zum Großteil als Hobby betrieben, d.h. es werden keine Gewinne durch die Zucht erzielt.
Die Motivation zur Zucht ergibt sich in der so genannten Hobbyzucht mit nur wenigen Tieren in erster Linie auf der Basis emotionaler Aspekte. Züchter sein, der Wunsch nach der Aufzucht des eigenen Wurfes oder der Nachzucht des geliebten Hundes, oder auch die Hingabe zu ganz bestimmten Rassen sind nur allzu menschlich, populationsgenetisch betrachtet manchmal aber auch problematisch.
Die emotionale Bindung an das Zuchttier
Diese sollte auch bei der Hobbyzucht nicht so ausgeprägt sein, dass der Hobbyzüchter über dies hinaus die Qualitäten seines Hundes überschätzt und nicht mehr objektiv beurteilen kann.
Ein Großteil der Züchter im Allgemeinen begnügt sich bei einer Anzahl von einem oder zwei Würfen mit dem was man sich in Büchern oder Internet (z.B. Wikipedia) aneignen kann, oder agiert aus dem Bauch heraus…und mit ein bisschen Glück, geht dabei ja auch alles gut…meistens jedenfalls…
Betrachtet man Hundezucht aber im Sinne von
– Züchten bedeutet in Populationen und Generationen zu denken, dann kann eigentlich nur derjenige als zukünftiger Züchter gelten, der sich mit der züchterischen Dynamik von Populationen konstruktiv auseinandersetzt und auch danach zu handeln bereit ist.
Die Aufgabe des Züchters
Die züchterische Aufgabe besteht darin den einzelnen Hund unverblümt (nicht durch die rosa-rote Brille zu sehen und damit meinen wir auch und gerade den eigenen) mit all seinen Vorzügen aber auch seinen Schwächen. Das Gesamtbild Hund analysieren, zu relativieren im Bezug auf verschiedenste Merkmale und ihn mit dem richtigen Gegenstück zusammen zu führen, in der Hoffnung, dass Mutter Natur ihr übrigstes dazu tut, was für jeden Züchter einmal mehr eine Herausforderung darstellt und da spreche ich aus eigener Erfahrung.
Natürlich darf bei alle dem nicht das notwendige Herz zur jeweiligen Rasse bzw. zum jeweiligen Schlag fehlen, denn auch wenn wir Menschen dies nicht immer objektiv wahrnehmen können…der Hund weis es einzuschätzen!
Er beobachtet uns bei jedem Schritt, bei jeder noch so kleinen Augenbrauenregung analysiert er uns und versucht in seiner Art adäquat auf seinen Sozialpartner Mensch zu reagieren.
Die Aufgabe eines Züchters ist es, sich nicht nur solides Grundlagenwissen um die allgemeinen genetischen und populationsgenetischen Regeln und Zusammenhänge anzueignen, es bedarf auch der Einsicht in die speziellen dynamischen Aspekte von Hundepopulationen unter Berücksichtigung menschlich- sozialer Aspekte.
Die Transparenz
Da die Motivation der Hundezucht sehr stark emotional ausgeprägt ist, führt dies in einigen Fällen dazu, dass nicht nur Dispositionen des eigenen Hundes falsch eingeschätzt, sondern auch einfach verschwiegen werden, insbesondere bei verschiedentlich auftretenden Krankheiten, die dann am Ende sowohl Hund als auch Besitzer und insgesamt natürlich die betroffene Hunderasse durch die Weiterzucht mit dem Krankheitsträger in Mitleidenschaft zieht.
Die Gefahr besteht aber auch, dass aufgrund der nicht transparent gemachten Defekte einfach davon ausgegangen wird, dass es in dieser Linie keine Fehler gibt, was dann die besagten Konsequenzen zur Folge haben kann.
Ein transparenter Umgang mit genetischen Defekten macht somit nur dann Sinn, wenn er als Leitbild in einer Rassezuchtordnung definiert ist und von allen Züchtern entsprechend umgesetzt wird.
Das Auswählen der neuen Hundebesitzer
Die Auswahl der passenden Besitzer stellt eine große Anforderung an die Menschen- und Hundekenntnis jedes Züchters dar.
Hierbei sollten die individuellen Bedürfnisse des neuen Besitzers genauestens unter die Lupe genommen und auch die Eigenheiten jedes einzelnen Hundes in Betracht gezogen werden.
Die notwendige Transparenz ist wichtig, damit Hund und Besitzer wirklich miteinander klarkommen und das vom Züchter Möglichste getan wurde, um der Beziehung Mensch-Hund ein weiteres spannendes Türchen zu öffnen.
Die Zuchthündin
Bei der Auswahl der Zuchthündin muss ein Züchter mit Weitblick und Bedacht vorgehen. Hier ist es wichtig Zucht im Gesamtkontext zu sehen. Nicht außer Acht gelassen werden darf, dass der Hündin bei jedem noch so kleinen Wurf eine große Aufgabe sozusagen zwangsläufig zuteil wird. Wir gehören deshalb zu den Züchtern, die der Ansicht sind, dass nach der 4. Belegung einer Hündin und dies nicht nur aus populationsgenetischer Sicht, der züchterische Ruhestand einzuläuten ist.
Problematiken aber auch Chancen bei der Bewältigung züchterischer Aufgaben
Züchten mehrerer Rassen
Das Züchten mehrerer Rassen, deren unterschiedliche Charaktereigenschaften und mögliche rassespezifische Defekte, erfordern unserer Meinung nach eine solch hohe Aufmerksamkeit und Kompetenz im Bezug auf die jeweiligen Rasseeigenheiten, dass dies auf Dauer nur schlecht zu bewältigen ist. Wenn man sich ernsthaft und mit ganzem Herzen einer Rasse verschrieben hat, ist es geradezu unmöglich sich mit dem Gleichen Enthusiasmus und der Motivation einer anderen Rasse zu zuwenden, dies sollte immer kritisch betrachtet und hinterfragt werden.
Die Haltung von Deckrüden
Die Haltung eines Deckrüden erfährt einen nicht so stark emotionalen als auch finanziellen Aspekt, im Gegensatz zur Haltung von Zuchthündinnen. Bis ein Deckrüde zur Zucht zugelassen wird bzw. auch sein Bekanntheitsgrad steigt, muss der Besitzer einiges an Hürden nehmen.
Wir sind uns hier unserer Verantwortung als Züchter und Förderer unserer Hunde bewusst, und halten Deckrüden bei uns im Haus. Dies bringt den Vorteil, den zukünftigen Welpenbesitzern die Möglichkeit zu geben den Rüden im direkten Kontakt zu erleben und von uns konkrete, weil erlebte Aussagen über sein Wesen bzw. das des Rüden im Allgemeinen geben zu können.
Ein weiterer Aspekt ist aber auch die Wichtigkeit der Erziehung der Welpen durch einen Rüden, was besonders bei dem Erlernen der “Beißhemmung” von großem Vorteil sein kann. Aber auch im Spiel zeigt sich ein Rüde anders als eine Hündin und so haben die Kleinen von Anfang an die Möglichkeit, sich den verschieden geschlechtlichen Charakteren anzupassen.
Bei der Wahl unserer Deckrüden gehen wir mit großer Verantwortlichkeit und Überlegung vor und versuchen durch die Überprüfung unserer Nachzuchten in Bezug auf deren Wesen und Gesundheitsmerkmale und den begrenzten Einsatz unserer jeweiligen Deckrüden zur Förderung dieser wunderbaren Hunderasse beizutragen.
Die Verantwortlichkeit liegt hier eindeutig bei den Züchtern.
Alles in allem eine anspruchsvolle aber zum Wohle der Zucht lohnenswerte Aufgabe.
Familie Kalden
und die ELEANORS Bulldogs